Über die Notwendigkeit des digitalen Wissenschaftsmarketing lässt sich mittlerweile nicht mehr debattieren. International lastet ein hoher Druck auf die Forschungsorganisationen. Die Konkurrenz wird besser und der Forschungswettbewerb steigt. Dies zeigt sich besonders deutlich, wenn die Forschungsaufträge aus der Wirtschaft ausbleiben und der nationale Konkurrenzkampf um Fördergelder härter wird. Mit einem Mal werden Institute aus einer Forschungsorganisation zu Konkurrenten – sogar Abteilungen eines Instituts oder Gruppen unterschiedlicher Abteilungen gönnen sich nichts mehr.
Der Wettbewerbsdruck muss von den Mitarbeitern der Forschung- und Entwicklungsbranche abgefedert werden. Die Mitarbeiter müssen zunehmend Projektanträge schreiben und Industrieaufträge akquirieren.
Der Aufwand für die Projektanträge steigt. Arbeitsgruppen aus Instituten stürzen sich auf die Calls vom Bund wie der Bär auf den Honig. Dabei kann man sich doch einfach finden lassen.
Konzepte aus dem Bereich Online Marketing können Wissenschaftlern in der innovationsorientierten Forschung und Entwicklung helfen, Projekte, Aufträge und neue Kunden aus der Wirtschaft zu akquirieren.
Inhalt des Artikels
Was ist digitales Wissenschaftsmarketing?
Digitales Wissenschaftsmarketing beinhaltet alle Aspekte, Teilbereiche, Strategien und Maßnahmen, die für die zielkundenorientierte Vermarktung wissenschaftlicher Ergebnisse im Netz notwendig sind. Die Umsetzung einer digitalen Wissenschaftsmarketing-Strategie wird grundlegenden Bedingungen unterworfen.
Das Internet-Wissenschaftsmarketing ist ein Verbund aus Wissenschaftskommunikation,-visualisierung, -PR und Internet-Marketing. Bestimmte Aspekte dieser Teilbereiche werden so miteinander kombiniert, dass die Maßnahmen zum einen wie ein Effektivitäts-Multiplikator wirken und zum anderen die Bedürfnisse und Interessen aller Beteiligten berücksichtigen.
Vorteile des Internet-Wissenschaftsmarketing
Wenn alle Aspekte Berücksichtigung finden, entsteht ein Werkzeug, welches:
- nachhaltig und zukunftsorientiert die Bedürfnisse der Wissenschaft, Wirtschaft und des Bundes berücksichtigt,
- dabei die Innovationskraft Deutschlands stärkt,
- Wissenschaftler und Entwickler bei der Projekt-und Auftragsakquise entlastet,
- die Arbeitsbedingungen der Wissenschaftler und Entwickler verbessert und
- den Forschungsstandort Deutschland mit Aufträgen aus dem Ausland und aus der Wirtschaft versorgt.
Sinnvollerweise betreibt man Marketing immer dann, wenn es einem Unternehmen oder einer Forschungsgesellschaft besonders gut geht. Deshalb sprechen die Vertreter aus der Regierung, Forschung und Wirtschaft von der Notwendigkeit, auf den zunehmenden Forschungswettbewerb zu reagieren.
Aktionismus erzeugt keine Lösung
Not erzeugt Aktionismus und Aktionismus ist ein Indiz für fehlende Konzepte. Die Bundesregierung investiert viel Geld in Maßnahmen zur Steigerung des Technologie- und Wissenstransfers aus der Forschung in die Wirtschaft. Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Forschungsorganisationen und Gesellschaften gibt es viele. Doch stellt sich die Frage: „Sind diese Maßnahmen noch zeitgemäß, nachhaltig und auf moderne Kommunikationsmethoden angepasst?“
Die Vermarktung von Technologien, Prototypen und Kompetenzen wird nicht zeitgemäß umgesetzt. Nachhaltigkeit, Nutzen, Umsetzbarkeit und Zielkundenorientierung wird auf der Suche nach Lösungen zu selten ein Kernthema. Der digitale Wandel und die Wucht der Schnelllebigkeit des Internets haben uns in eine „digitale“ Schockstarre versetzt. Sämtliche Versuche sich im Internet und in den neuen Medien zeitgemäß zu präsentieren, sind schon bei der Umsetzung wieder überholt. Doch spielt das Wissenschaftsmarketing und das Internet eine Schlüsselrolle auf dem Parkett des internationalen Forschungswettbewerbs.
Derjenige, der das größte Schild hoch hält, seine Kompetenzen mit großen, bunten Wörtern drauf schreibt und Aufmerksamkeit erregt – sprich, am lautesten ruft und das Interesse der Zielkunden weckt… – wird den Auftrag bekommen.
Das Schild ist „Digital-Marketing“ und die Plattform um Aufmerksamkeit zu erregen „Google“.
Marketing Ziele für die Wissenschaft
Das Ziel von digitalem Wissenschaftsmarketing ist die erhöhte kundenorientierte Sichtbarmachung von Ergebnissen wissenschaftlicher Arbeit (EwA) für Interessenten aus der Wirtschaft/Industrie. Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit können Paper, Patente, Demonstratoren, Prototypen, Technologien, Produkte und zum Teil Projekte sein. Aber auch abgelehnte Projektanträge, Events und Kompetenzen werden für die Akquise im Internet verwendet.
Wissenschaftsorganisationen haben den Auftrag, Innovationen schnell für die deutsche und europäische Wirtschaft sichtbar zu machen. Somit wird die Akquisition von Industrieprojekten voran getrieben und schnelle Auffindbarkeit von Technologien ermöglicht. Das Wissenschafts-Marketing muss die Schnittmenge des Informationsaustausch zwischen Wirtschaft und Forschung vergrößern.
Durch Geheimhaltungsvereinbarungen (NDA) geschützte Projekte und Ergebnisse sind für die digitale Vermarktung genauso interessant wie eine Technologie aus einem wissenschaftlichen Verbundprojekt. Die geschützten Inhalte können zum Beispiel als Kompetenzen dargestellt werden, um so einem Konflikt mit dem Auftraggeber zu entgehen. Kompetenzmarketing setzt allerdings eine rasche Umsetzung voraus.
Oft verschwinden bereits vorhandene Prototypen und Technologien in den Regalen der Institute. Ist ein Projekt beendet, werden EwA’s auf Messen oder Veranstaltungen wie zum Beispiel Kundenevents vorgestellt. Anbei landet das Ergebnis (wenn es für die Folgeprojektakquise in Frage kommt) auf einer Webpage, in den Tiefen einer Instituts-Website.
Entwicklungen, die für die ordnungsgemäße Funktionsweise einer Technologie notwendig sind, wie z.B. elektronische Baugruppen, Koppelkonzepte oder Softwarelösungen landen in den „Archiven“ der Institute und Unternehmen. Gerade diese Dinge werden aber oft gesucht. Die schnelle Google-Suche nach einer Komponente bleib oft erfolglos. Kaum einer wird nach einem „Autarken und Mobilen Spektraloptischen Fluoreszenz-Messsystem zur Detektion der Güte von Fleisch“ suchen, wenn er einen Gammelfleisch-Scanner benötigt… Unternehmen und Institute entwickeln häufig Funktionsbauteile neu, weil bereits vorhandenes nicht gefunden wird.
Das digitale Wissenschaftsmarketing hat das Interesse, wissenschaftliche Informationen zielgruppenorientiert aufzubereiten und genau dort zu platzieren, wo sie für mögliche Projektpartner und Kunden genau zur richtigen Zeit Aufmerksamkeit, Interesse und Vertrauen erzeugen. Um dies zu ermöglichen, müssen unterschiedliche Anforderungen berücksichtigt werden.
Anforderungen für das digitale Wissenschaftsmarketing
Die Bedingungen für das digitale Wissenschaftsmarketing (oder auch digitales Forschungsmarketing genannt) werden durch die Not definiert. Ändern wird sich nur etwas, wenn ein Individuum in irgendeiner Weise davon profitiert.
Im Klartext: Um das digitale Wissenschaftsmarketing für die Zukunftssicherung und Auftragsakquise einzusetzen, müssen die Strategien und Maßnahmen so gewählt werden, dass alle Beteiligten profitieren:
- Wissenschaftler müssen bei der Projektakquise entlastet werden.
- Arbeitsgruppen müssen kompatible Projekte und Aufträge generieren, die zur technologischen oder wissenschaftlichen Roadmap passen.
- Abteilungen müssen von einer höheren Industriequote profitieren.
- Forschungsorganisationen generieren Lizenzeinnahmen durch vermehrte Ausgründung sowie aus dem nationalen und internationalen Technologietransfer.
- Interessenten bekommen relevante Informationen schnell, einzigartig und unterhaltsam vermittelt.
Bedürfnisse der Wissenschaftler
Die Bedürfnisse der Wissenschaftler sind klar. Mehr Zeit für Forschung und Entwicklung bzw. mehr Zeit für die Projektarbeit.
Zur Info:
Für die Erstellung der Wissenschaftsmarketing Strategien habe ich in einigen großen Forschungsorganisationen die Bedürfnisse von 65 Wissenschaftlern abgefragt. Dazu zählt die Fraunhofer-Gesellschaft, Max-Planck Gesellschaft, Leibnitz-Gemeinschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft. Das Ergebnis der Bedarfsfeststellung für die optimale Online-Akquise Strategie war bei einer Frage „Was stört Sie bei der wissenschaftlichen Tätigkeit grundlegend?“ zu 85% die selbe.
- Steigender Druck in der Projektakquise und die zeitaufwendige Suche nach den richtigen Projektpartnern (Kompetenzen).
Aus Sicht des Internet- Wissenschaftsmarketing lässt sich ein Ergebnis definieren! Mitarbeiter, zuständig für die Projektakquise, Projektpartnerakquise und Industrieprojektakquise Werkzeuge in die Hand geben, die die Akquisetätigkeiten automatisieren, den Erfolg steigern, nachhaltig, zeitgemäß und entlastend wirken.
Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter
Die Sensibilisierung und Schulung betrifft die leitenden Angestellten, WiMa und PR . PR und die Wissenschaftler selbst müssen die Maßnahmen einer institutsübergreifenden Wissenschaftsmarketing Strategie umsetzen. Das tut man nur, wenn man einen Nutzen erkennt oder Erfolge generiert.
Internet Marketing ist sehr schnelllebig. Was heute Trend ist, kann morgen von komfortableren Kommunikationskanälen abgelöst werden. Der Aufwand, um an der Stelle up to date zu bleiben, ist mit zu hohem Zeitaufwand verbunden. Zusätzlich kommt der Umstand hinzu, dass viele Wissenschaftler die Internet- Kommunikation mit Big-Data in Verbindung bringen. Internet- Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram werden zumeist skeptisch betrachtet. Der Nutzen ist unklar und die permanente Anwendung wird als zusätzliche Belastung empfunden. Ohne Schulung, die einen Überblick verschafft und aufzeigt, dass die Industrie- Projektakquise anders funktioniert als die persönlich Nutzung dieser Plattformen, wird sich nur träge und partiell etwas ändern.
Beispiel:
In der Wissenschaft ist Facebook sehr unbeliebt. Die pflege des Accounts ist Zeitintensiv. Der Erfolg und das Rangeln um Follower demotivierend. Ständige posts von news und Inhalten werden eher als unnütz und belastend empfunden. Richtig! So ist es auch wenn man es so angeht. Doch die Kundenakquise funktioniert anders herum. Man schaut sich die Kanäle, Gruppen und Aktivitäten der Wunschkunden und Firmen an. Postet zu ihren Themen und Aktivitäten und macht so auf sich und seine Kompetenzen aufmerksam.
Wissenschaftsmarketing-Schulungen und Online-Akquise-Workshops für leitende Angestellte (LA) und Wissenschaftler haben eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung. Der Schwerpunkt liegt bei den LA eher im planerischen und strategischen Bereich (Auslegung der Internet-Marketing Strategie auf die technologische Roadmap, Redaktionsplan usw…). Die WiMa benötigen die Grundlagen zur Umsetzung der Techniken (WordPress, SEO Tipps und Regeln für Wissenschaftler und Entwickler, Grundlagen der zielgruppenorientierten Wissenschaftskommunikation usw. …).
Leitung und Wissenschaftler müssen sich der Möglichkeiten bewusst werden, Techniken, Maßnahmen und Werkzeuge kennenzulernen, mit denen sich digitales Wissenschaftsmarketing und die automatische Akquise im Internet umsetzen lassen.
Zu allem Unmut wird der Wissenschaftler in einer herkömmlichen Online Marketing Schulung schnell feststellen, dass viele Maßnahmen für ihn garnicht umsetzbar sind. Diese Erfahrung habe ich bereits hinter mir und kann direkt entwarnen. Es gibt digitale Wissenschaftsmarketing Schulungen und Online-Akquise Workshops, die auf die Umsetzbarkeit in Forschungsorganisationen und den Bedürfnissen von Wissenschaftlern und Entwicklern ausgelegt sind. Sie wurden von ehemaligen Wissenschaftlern konzipiert, die sich auf Online Marketing für Forschungsorganisationen spezialisiert haben.
Handlungsempfehlung:
- Maßnahmen müssen so gewählt werden, dass sie schnell und einfach umzusetzen sind.
- Schulung und Sensibilisierung der LA und WiMa
Integration der Internet-Strategie in Forschungsorganisationen und Unternehmen
Nachdem die Bedürfnisse der Wissenschaftler klar sind und die Wissenschaftler und leitenden Angestellten die Techniken, Maßnahmen und Möglichkeiten kennen, ist jetzt die oberste Ebene von Forschungsorganisationen gefragt. Marketing ist Chef-Sache und betrifft Vorstände im besonderen Maße.
Die Fraunhofer Gesellschaft hat darauf reagiert und 2014 ein neues Mitglied in den Vorstand aufgenommen. Technologiemarketing und Geschäftsmodelle unterliegen nun Prof. Dr. Alexander Verl. Seine Aufgabe ist unter anderem, die Sichtbarmachung und Akquise von Verbundprojekten. Er soll Unternehmen vermehrt Systemlösungen mit hoher Originalität anbieten.
(Als erstes bietet sich an, die internen Kommunikationsprobleme zu lösen. In der Fraunhofer Gesellschaft weiß das linke Büro nicht, was das rechte tut. So werden andauernd Probleme gelöst, die bereits von Kollegen gelöst wurden und Dinge entwickelt, die bereits im Regal liegen.)
Die einzelnen Institute benötigen eine gemeinsame Kernausrichtung. Idealerweise nimmt man die vom Bund definierten Schlüsseltechnologiebereiche. Die Aussendarstellung der gesamten Forschungsorganisation und Sicherung der Forschungssegmente im internationalen Raum kann nur vom Vorstand vorgegeben werden.
Bund bzw. die Regierung hat ebenfalls das Interesse, dass sich die Forschungsorganisationen dem internationalen Forschungs-Wettkampf stellen und werden mit Sicherheit den Mehraufwand finanzieren, wenn somit endlich das lang erwünschte Aufbrechen der digitalen Schockstarre erreicht wurde und Ziele klar definiert sind sowie ein Umsetzungs-Konzept vorliegt .
Der Vorstand ist also für eine gesamte Internet-Strategie aller Institute innerhalb einer Forschungsorganisation zuständig. Das mit einer Visitenkarten-Website allein der Internet-Kampf nicht gewonnen werden kann, ist den Vorständen schon klar. Doch was tun? Ich stelle sehr oft fest, dass das Bewusstsein für die Informationstechnologien vorhanden ist.
- Wie sieht die Strategie aus? > Klare Ziele definieren
- Wer ist zuständig für eine nachhaltige Umsetzung und wer wird daran beteiligt sein müssen?
- Wo sollen wir anfangen? > Schrittweise Umsetzung und Implementierung in die Firmenstruktur bzw. Organisationsstruktur
- Welche Kosten kommen auf uns zu und wer kann das finanzieren?
- Wann wird das ROI (Return of Invest) eingespielt?
Das sind die Fragen, deren Antworten für eine umsetzungsorientierte und mitarbeiterfreundliche Internet-Strategie notwendig sind.
Handlungsempfehlung:
- Vorstände und Geschäftsführer müssen klare Ziele für eine zukunftsorientierte, nachhaltige, umsetzungsorientierte und mitarbeiterfreundliche Internet-Strategie definieren sowie ein Umsetzungskonzept erstellen.
- Schrittweise Umsetzung der Wissenschaftsmarketing Strategie.
- Beginnend mit einem „Pilot-Institut“ und innovationsorientierten Projekten, die international einem hohen Wettbewerb ausgesetzt sind.
Konkurrenzsituation im In- und Ausland
Die Konkurrenzsituation ist ein Richtwert des minimalsten Aufwandes. Da die Zukunftsorientierung eine Bedingung im digitalen Wissenschaftsmarketing ist, müssen Internet-Marketing Trends und die Konkurrenzsituation in die Web-Strategie für Forschungsorganisationen einbezogen werden. Es muss immer mindestens eine Sache mehr umgesetzt werden als bei den Mitbewerbern. Alles andere kann über eine Kosten/Nutzen Betrachtung abgewägt werden.
Zusätzlich ist die strategische Ausrichtung zukünftiger Forschungs-Partnerschaften zu beachten. Wenn eine Forschungsgesellschaft vermehrt in Kooperation mit beispielsweise den USA treten möchte, sollten auch die Internet-Strategien so ausgerichtet werden, dass die US-Amerikaner das Nachsehen haben, wenn es um die Sichtbarkeit der Forschungsaktivitäten und Schlüsseltechnologiebereich-Sicherung im Internet geht.
Handlungsempfehlung:
- Konkurrenzanalysen erstellen mit einem Augenmerk auf zukünftige Partnerschaften, um Forschungssegmente international und zukunftsorientiert zu sichern.
- Digital-Marketing Trends beachten und vorbereitend reagieren.
Die 4 Teilbereiche des digitalen Wissenschaftsmarketing
Die 4 Teilbereiche des Wissenschaftsmarketing sind Wissenschafts-PR, Wissenschaftskommunikation, die Wissenschaftsvisualisierung und der Transfer von KnowHow und Technologien. Um effektives Internet-Marketing einzuführen, müssen die Teilbereiche miteinander funktionieren.
Wissenschafts-PR
Die Wissenschafts-PR ist eine Schnittstelle der Wissenschaft für die Öffentlichkeit bzw. Gesellschaft. Die Außendarstellung wird zum Teil von der Wissenschafts-PR organisiert. Populärwissenschaftliche Dokumentationen, Messeauftritte, Veranstaltungen, Konferenzen stehen auf dem Portfolio einer PR-Abteilung in einem Institut.
Internet-Wissenschaftsmarketing benötigt die Ergebnisse in Form von Bildern, Texten, und, neuerdings sehr wichtig, Videoaufzeichnungen. Werden die PR-Aktivitäten dokumentiert, wirken sie als Multiplikator im digitalen Wissenschaftsmarketing.
Wissenschaftskommunikation
Die Wissenschaftskommunikation übernimmt den Teil der Aufbereitung wissenschaftlicher Ergebnisse. Die Dreiecksbeziehung zwischen Wirtschaft, Öffentlichkeit und der unabhängigen „autonomen“ Wissenschaft wird berücksichtigt. Hinzu kommen Zielkundenorientierung, Auswahl der Themen und die Auswahl der Kommunikations-Kanäle.
Das Wissenschaftsmarketing nutzt diesen „Kommunikations-Bandpassfilter“ für die Verbreitung der Informationen in einer kanalübergreifenden Strategie. Der entstehende Content in der Wissenschaftskommunikation wird an vielen Stellen berücksichtigt und für die Akquise im Internet eingesetzt.
Wissenschaftsvisualisierung
Die Wissenschaftsvisualisierung wird nicht nur für zukünftige Kunden und Partner zu einem Erlebnis. Auch die Wissenschaftler selbst profitieren von einer Visualisierung fernab von Messaufbauten und Demonstratoren. Bilder sowie 2D und 3D-Animationen machen die Forschung und Entwicklung verständlich. Zukünftige Kunden können sich schnell ein Bild davon machen, was eigentlich gemeint ist. Sie sind barrierefrei und werden „bald“ automatisch in alle Sprachen übersetzbar.
Aus Sicht des Marketing ist das die Zukunft und das Tor für eine erfolgreiche Wissenschaftsmarketing-Strategie.
Dazu kommt die Ausrichtung im Wissenschaftsmarketing auf Mobile-Marketing. Immer mehr Menschen gehen mit einem mobilen Gerät in das Internet. Kaum eine Forschungsgesellschaft hat ihre Website auf Responsive-Design optimiert. Das macht das Stöbern über mobile Endgeräte auf Institutsseiten abenteuerlich. Man kann sich schlichtweg nie sicher sein, wieviele Links in einer Seiten-Navigation gerade angetippt wurden. Dies ist besonders ärgerlich wenn man sich auf einer Messe oder einer Veranstaltung spontan einen Überblick über die Angebote des Instituts verschaffen möchte.
Basierend auf diesem Gedanken sind Menschen, die mit mobilen Geräten eine Seite aufrufen, meist kurz angebunden und wollen nicht viel lesen. Über Bilder,Videos oder Animationen werden EwA’s und Kompetenzen sehr schnell verstanden.
Handlungsempfehlungen
- Institutsseiten auf Responsive-Design umstellen.
- Inhalte von Projekten (Schlüsseltechnologiebereiche) und Technologien visualisieren.
Technologietransfer und Wissenstransfer
Technologietransfer ist Teil einer Wissenschaftsmarketing-Strategie im Internet. Es ist für Entwickler der gängige Weg, erstmal Google zu fragen, bevor man sich mit den Technologietransfer-Netzwerken bzw. Clustern auseinander setzt. Wenn einmal eine Technologie gefunden wird, ist man gern bereit, mit den Clustern zu kooperieren.
Technologien von Instituten müssen Entwicklern, Geschäftsführern und Investoren schon bei der Suche nach Dienstleistern oder Produkten vor die Nase hüpfen. Soll heissen: Wenn ich bereit bin, einen Forschungsauftrag für einen Handscanner der Benzin per Knopfdruck auf seine Güte bzw. Reinheit analysiert, zu investieren… Freue ich mich, wenn ich einen Gammelfleischscanner finde, den man nur ein Upgrade verpassen muss, damit er dann für die Gütemessung von Benzin einsetzbar ist.
Handlungsempfehlungen
- Vorhandene Technologien auf Trendthemen abstimmen und Keywordrecherchen sorgfältig vorbereiten.
- Technologiemarketing im Internet ausbauen > Technologien auf eigene Websites (Akquiseseiten) ausgliedern!
Strategien im digitalen Wissenschaftsmarketing
Die Strategien im digitalen Wissenschaftsmarketing sind unbegrenzt umfangreich. Es gibt keine allgemein gültige Vorgehensweise, keine Anweisung und die wissenschaftliche Methode kann auch nichts beitragen.
Die Wissenschaftsmarketing-Strategien basieren auf den Erfahrungen der Teilbereiche und des Internet-Marketing (Online Marketing, Digital Marketing,Web Marketing). Die Ergebnisse sind messbar, so dass eine Anpassung auf sich verändernde Bedingungen sowie die Kontrolle der Wissenschaftsmarketing-Strategie möglich wird.
Jede Strategie besteht aus einer unterschiedlichen Anordnung von Online Marketing Maßnahmen und deren Teilbereiche.
Instituts-Marketing
Das Instituts-Marketing ist zuständig für die Vermarktung eines Institutes oder eines Unternehmens, welche ihr Kerngeschäft in der Forschung und Entwicklung sieht. Kernkompetenzen werden erfasst, aufbereitet und dem Sinn der Akquise nach kanalübergreifend verbreitet. Imageänderungen und die Bildung von Big-Brands sind möglich.
Gremium-Marketing
Gremium-Marketing adressiert Projektgremien. In Projekten, bestehend aus Instituten und Firmen, ergeben sich neue Anforderungen. Die Industriepartner entwickeln Produkte. Die Produktveröffentlichung und der Verkauf werden in der Produktentstehungsphase vorbereitet. Dabei werden ständig die Bedürfnisse der Kunden einbezogen und das Produkt auf den Bedarf angepasst. Um das zu ermöglichen, wird ein Wissenschaftsmarketing Team in ein Projektgremium eingebunden.
Labor-Marketing
Das Labor-Marketing umfasst alle Maßnahmen, die dazu führen, dass KnowHow und Ausstattung für Kunden aus der Wirtschaft und Industrie wahrgenommen werden. An dieser Stelle ist ein Vertrauensaufbau für spätere Zusammenarbeiten vorgesehen oder auch die Kunden-Akquise für Labordienstleistungen.
Event-Marketing
Gerade Events haben eine sehr hohe Reichweite. Die wissenschaftlichen Events sind hochwertig aufbereitet und verschlingen ungeheuer viel Geld. Bei Kundenevents beispielsweise tragen Wissenschaftler ihre Ergebnisse und Kompetenzen vor, die von der Wirtschaft gebraucht werden. Jedoch ist die Teilnehmerzahl begrenzt und Wirtschaftsvertreter sind zu diesem Zeitpunkt teilweise nicht verfügbar. Bei diesen Events wird Content erstellt, der für die Kompetenzverwertung in der Industrie und der Interessenbildung von Partnern, Kunden und Interessenten vorgesehen ist.
Projektantrag-Marketing
Projektantrag-Marketing nutzt die abgelehnten Projektanträge für die Akquise von Industrieprojekten. Das Verfassen von Projektanträgen benetzt den Großteil der Zeit in der wissenschaftlichen Projektakquise. Die Suche nach geeigneten Projektpartnern und die Formulierung der Lösung eines Problems entspricht fast der Ausarbeitung eines Businessplans. Sie werden viel zu oft abgelehnt und die Mühe bleibt ohne Lohn. Projektantrag-Marketing nutzt die virtuellen Produkte und Ideen, um Industriekunden zu akquirieren.
Patent-Marketing
Das Patent Marketing verwendet Patente für die Unterstreichung von Kompetenzen und besonders der Kernkompetenzen. Hier muss nicht allein der Wissenschaftler im Vordergrund stehen. Patente der WiMa zur Vermarktung einer Arbeitsgruppe sind Werkzeuge der Projektpartner-Akquise. Sie erzeugen Aufmerksamkeit, Interesse und Vertrauen in die Fähigkeiten einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe.
Projektmarketing
Im Projektmarketing werden spezielle Projekte vermarktet. Zu 100% geförderte Projekte mit einem Finanzvolumen größer als eine Millionen Euro haben das Potential, in besonderem Maße vermarktet zu werden. Es sind viele Institutionen und Unternehmen eingebunden. Das Partnernetzwerk wird gestärkt und alle Interessen einbezogen. Genau wie bei dem Gremium-Marketing wird ein Wissenschaftsmarketing-Team als Projektpartner einbezogen.
Kompetenzmarketing
Das Kompetenzmarketing berücksichtigt die Interessen von Instituten und Wissenschaftlern zugleich. Sämtliche Kompetenzen werden auf die Zielgruppen zugeschnitten. Dabei steht der Fokus auf Kernkompetenzen und nicht auf die Fähigkeiten und Kompetenzen, die zur Stütze der Kernkompetenzen benötigt werden.
Technologiemarketing
Das Technologiemarketing kümmert sich um die Suche nach Kunden für eine Technologie. Viele Institute haben sehr viele Technologien im Portfolio. Diese Technologien können zur Kundenakquise dienen oder, bei richtiger Vermarktung, Lizenzeinnahmen und Entwicklungsaufträge generieren.
Prototypenmarketing
Prototypenmarketing steigert in erster Linie die Bekanntheit von Prototypen. Institute und Projektteilnehmer profitieren ebenso. Die Interessen aller an der Entwicklung beteiligten Partner werden berücksichtigt. Mit Prototypenmarketing lassen sich neue Produktentwicklungsaufträge akquirieren und Kompetenzen visualisieren.
Demonstratormarketing
Als Demonstratormarketing wird die Vorbereitungsstufe des Produktmarketing bezeichnet. Hier werden die Interessen der Kunden evaluiert in die Produktentwicklung eingebunden. Anhand von Demonstratoren werden Annahmen überprüft und Produktfunktionen simuliert. Großer und andauernder Erfolg stellt sich dann ein, wenn der Demonstrator und seine Funktion veranschaulicht bzw. visualisiert werden. Der Vorteil ist, dass NDA-Vereinbarungen hier nicht greifen und Teile der Arbeit für die Verbreitung von Kernkompetenzen der Institute verwendet werden können.
Produktmarketing
Das Produktmarketing visualisiert das Produkt und kommuniziert den Kundennutzen sowie die Alleinstellungsmerkmale des Produkts. Viele Institute haben eigene Produkte wie z.B. das Ferdinand-Braun-Institut mit seinen einzigartigen Lasermodulen. Die Produkte werden in Projekten den geforderten Anforderungen angepasst und dienen dem Kollektiv der Entwicklung eines produktorientierten Prototypen.
Welche Maßnahmen des Internet-Marketings das Digitale-Wissenschaftsmarketing betreffen, können Sie hier > Bereiche im Wissenschaftsmarketing nachlesen.
Fazit:
In einer perfekten Welt – voller selbstloser und allein nur an der Wissenschaft interessierter Forschungsorganisationen- ist das bisherige Modell tragfähig. Dann kam das Internet. Ein Randthema wird plötzlich zu einem wichtigen Zukunftsthema um die Wettbewerbsfähigkeit von Forschungsgesellschaften zu erhalten.
Doch hat sich mächtige Konkurrenz aufgebaut, die einem deutschen Wissenschaftler in erster Linie nicht tangiert. Bei genauerer Betrachtung ist gerade der Wissenschaftler davon betroffen. Geringere Leidenschaft der Wissenschaftler und Entwickler, mehr Akquisetätigkeiten, schnellere Abarbeitung der Projekte bei Industrieaufträgen- das sind die Folgen des internationalen Wissenschafts-Wettbewerbs.
Marketing, besonders im Internet, muss von den Wissenschaftlern selbst umgesetzt werden. Es ist einfacher, die Sprache des Volkes zu verstehen als die Sprache der Wissenschaft. Die Vorstände jedoch benötigen eine weitreichende Internet-Strategie, die über den Tellerrand hinaus fungiert und Kommunikationsmethoden der Gegenwart und Zukunft berücksichtigt.
Durch die steigende Erfahrung und die Masse der Daten der Internet-Technologien, können Modulare-Konzepte bestimmt und zukünftige Prognosen hergeleitet werden. Keine Flickschusterei mehr, wenn es um ein so wichtiges Thema wie Forschungstransfer und Innovationskraft geht.
Für eine optimale Wissenschaftsmarketing-Strategie muss die Umsetzbarkeit innerhalb der Hierarchieebenen von Forschungsorganisationen und Unternehmen gewährleistet sein. Eine schrittweise Umsetzung der Maßnahmen, beginnend mit „großen“ Verbundprojekten, Prestige-Projekten in den Schlüsseltechnologiebereichen mit hohem bis sehr hohem internationalen Wettbewerb und Projekte für die wirtschaftsorientierte Forschung und Entwicklung sind notwendig.
Es werden sich viele Dinge in Zukunft ändern. Neben der klassischen PR baut sich ein Riese namens > Online-Marketing < auf . In jedem Institut wird die Akquise zukünftig schwerpunktmässig über das Internet betrieben. Technologietransfer wird auf die vielen Transferstellen verzichten können. Eine Veränderung des Wissenschaftssystems wird nicht nötig sein. Die Anwendung moderner Kommunikationsmethoden, Multi-Channel Marketing und das aufbereiten von Informationen speziell für relevante Zielgruppen jedoch schon.
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